Böhmisch Wiesenthal wurde in dem ersten Viertel des XVI. Jh.
durch die Grundherren von Schönberg gegründet, wahrscheinlich durch sächsische Bergleute.
1525 kam es durch Grenzscheidung zur königlichen Herrschaft Preßnitz.
Schon 1527 wurde es durch den Kaiser Ferdinand I. zur Stadt,
und am 4.2.1601 durch Kaiser Rudolf II. zu einem "Königlich freien Bergstädtchen" erhoben.
Diese Privilegien wurden erneuert:
von Kaiser Mathias am 12.2.1612,
von Kaiser Leopold am 14.2.1663,
von Kaiser Josef II am 4.2.1783.
In Böhmisch Wiesenthal wurde, so wie im sächsischen Unterwiesenthal, Bergbau betrieben.
Nach der Erschöpfung der einst reichen Bergschätze betrieb man
Eisen- und Hausindustrie, auch Handschuherzeugung.
28.10.1431: Erste urkundliche Erwähnung Wiesenthals
(als Wilhelm von Schönburg, der Erbauer der Neu-Schönburg bei Klösterle,
am Feste Simon und Juda (28.10.) im Jahre 1431 die Hälfte des Pirsensteiner
Lehens erhielt, befand sich darunter auch Wyzenthal, das heutige Böhmisch-Wiesenthal.
Der Ursprung des names Wiesenthal ist strittig, denn der altdeutsche
Name Wyzentahl bedeutet soviel wie "weißes Tal", da das Wort "wyz" damals
"weiß" bedeutete. Diese Bezeichnung ist wohl darauf zurückzufuehren,
daß in diesem hochgelegenen Gebirgsthale bis weit in den Frühling hinein
hoch Schnee lag, was die Leute aus tieferen Lagen (Egertal) als auffallend
empfanden. Auch der Sachsen und Böhmen trennende Bach hieß Belbach
heute Pöhlbach) was ebenfalls Weißbach bedeutet.
Wegen des Gleichklangs des Wortes las man statt "wyzen" bald "Wiesen".
Die erste Wortbedeutung wurde verhältnismäßig bald vergessen, denn bei der
Wappenverleihung an das Städtchen Wiesenthal durch Kaiser Rudolf II im
Jahre 1601 heisst es: "...zwei Bergknappen...zu Füßen grüner Boden...", was also Wiese bedeutet.
1449 wird Böhmisch Wiesenthal als "wüstes Dorf" (Wüstung) bezeichnet.
Im Jahre 1943 kurz vor Ende des 2. Weltkriegs werden im Rathaus von
Böhmisch Wiesenthal alte Schriften gefunden. Zufolge dieser Schrift wurden vom
einstigen Grundherrn Vitzthum (dieser Name ist deutlich zu lesen)
dem Orte Wiesenthal im Jahre 1527 erstmalig die Stadtrechte verliehen.
Das erste Kontraktenbuch (Verträge beinhaltend)
von Wiesenthal auf böhmischer Seite stammt aus dem Jahre 1536.
Es ist ein zusätzlicher Beweis dafür, daß der Ort schon damals Stadtrechte hatte.
Im Jahre 1530 wird Böhmisch Wiesenthal ein Gerichtssiegel verliehen (während der
Regierungszeit Ferdinand I). Eine Urkunde im Rathaus gab darüber Auskunft.
Nach dieser Urkunde zeigt das Wappen von Böhmisch Wiesenthal ein rotes Schild, mit Schlägel
und Bergeisen. Über dem Schild halten zwei Bergmänner eine brennende Lampe,
während sie in der anderen Hand Gezähstücke (Anmerkung: Gezähe sind
Werkzeuge der Bergleute) tragen.
Das Siegel mit drei Zentimeter Durchmesser zeigt dieses Wappen und die
Umschrift: Gem. Sig. zv (zu) Bömisch Berch Fleckl Wiesenthal.
Und nochmal: am 3.10.1616 erhielt Böhmisch Wiesenthal auf Bitte des Richters und der
Geschworenen der Stadt von Kaiser Mathias das Führen eines Wappens zugestanden.
Das Wappen zeigt zwei Bergknappen auf einer Wiese und im Schild Schlägel und Eisen.
Durch den allgemeinen Rückgang im obererzgeb. Bergbau erlahmte wie in den anderen Bergstädten auch in Böhmisch Wiesenthal in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Wirtschaftlichkeit und auch die Bergstadt Böhmisch Wiesenthal verarmte. Die Bergwerke verfielen und der Ausbruch des 30jährigen Krieges führte zum gänzlichen Erliegen des Bergbaues.
Im Verzeichnis der "Bauersleute und Untertanen" der Dörfer, die um 1550 zum Amte Preßnitz gehörten, findet sich "auch Wiesenthal". Die Stadt war wohl wieder zum Dorfe herabgesetzt worden!!! Nach diesem "Verzeichnis der Bauersleute und Untertanen" auf den Dörfern des Amts Preßnitz werden im Jahre 1553 32 Angesessene in Böhmisch Wiesenthal genannt. Das sind Haushaltsvorstände die Zinsen an den Grundherrn zahlen. Danach gab damals in Böhmisch Wiesenthal wohl 32, in Weipert 42, in Schmiedeberg 17 und Gottesgab 24 Häuser. (Anmerkung : Rund 160 bis 200 Personen dürften demnach um das Jahr 1550 in Böhmisch Wiesenthal gelebt haben).
Im Jahre 1621 setzte in Böhmen unter Kaiser Ferdinand II. (1619-1637) die
Gegenreformation ein. In Böhmisch Wiesenthal gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Kirche.
Im Jahre 1623 wurden u.a. die Kirchen in Weipert und Preßnitz gesperrt. Wer
nicht katholisch wurde erhielt kein Bürgerrecht und durfte kein Gewerbe
ausüben, nicht heiraten und wurde nicht ordentlich beerdigt.
Aber die Rekatholisation ging in den Bergstädten langsam voran. Die
Einheimischen wehrten sich. Noch im Jahre 1656 berichteten die Landesbeamten dem Kaiser
von der Widersetzlichkeit der Bergstädte gegen die Annahme der katholischen Religion. Viele Einwohner gingen
hinüber nach Sachsen, baten dort um Aufnahme. Im Jahre 1656 waren es
alleine 335 Einwohner aus Böhmisch Wiesenthal und Stolzenhain.
Erst 1680 war die Gegenreformation beendet!!!
Die böhmischen Ortschaften hatten sich entvölkert, die sächsischen blühten
auf. So kann man Böhmisch Wiesenthal zum zweiten Mal seines Bestehens als "verödet"
bezeichnen. Nur allmählich erholte sich das Bergstädtchen wieder.
Im Jahre 1749 hatte Kaiserin Maria Theresia die Justiz (Rechtspflege) von der Verwaltung getrennt und die Einteilung Böhmens in 16 Kreise angeordnet. Böhmisch Wiesenthal das bisher zum Kreise Eger gehörte, kam fortan zum Kreise Elbogen. In Bergwerksangelegenheiten verblieb Böhmisch Wiesenthal beim Oberamte St. Joachimsthal. Im Jahre 1765 entzog die Kaiserin Maria Theresia den Städten die eigene Kriminalgerichtsbarkeit. Hierbei kam Böhmisch Wiesenthal zum Gerichte Elbogen. Die Stadt behielt aber ihren Stadtrichter.
Ab 1.1.1770 wurde jedes Haus in Böhmisch Wiesenthal mit einer "Conskriptionsnummer" versehen. (Anmerkung: Hausnr.112 = C.N. 112)
Im Jahre 1780 Einführung der Regelschule (1 Lehrer und 1 Schulgehilfe)
Im Jahre 1839 und 1840 herrschte im Erzgebirge eine große
Hungersnot. Die schlechte Wetterlage hatte dazu geführt. Die Folge: Mißernte und hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit.
Im Jahre 1843 wieder Not und Elend im Erzgebirge.
Im Jahre 1848/49 Revolutionsjahre.
Im Jahre 1855 erfolgte eine erneute Einteilung Böhmens in 13 Kreise.
Hierbei kam Weipert zum Kreis Saaz, St. Joachimsthal und Böhmisch Wiesenthal zum wiedererichtenden Kreis Elbogen.
Die letzten Bürgermeister von Böhmisch Wiesenthal, soweit bekannt, hießen: um 1900 Johann Gahler, anschl. Josef Roller, Ludwig Fiedler, Emil Schmidt, Rudolf Fiedler, danach 1922-1928 Anton Loos sen.; 1928-1936 Anton Loos jun., 1936-1939 Cölestin Pschorn, ab 1939 Adolf Kuhn, Johann Slany, Josef Körner, Josef Mayer.
Erste Ausweisungen der deutschen Bevölkerung nach dem Krieg: ab Mitte Mai/Juni 1945, Massenausweisungen anschließend bis April 1946.
Im Jahre 1949 kam Loučná (Böhmisch Wiesenthal) zum neugegründeten Bezirk Karlovy Vary (Karlsbad)
und im Jahr 1960 zum Bezirk Chomutov (Komotau), Teil des großen "Severočeský kraj" (Nordböhmischer Kreis).
1986-1991 war es ein Teil der Gemeinde Vejprty (Weipert), erst 1992 erlang Loučná zusammen mit
Háj (Stolzenhain) wieder Selbständigkeit.
Hausnr. | 1908 | 1939 |
---|---|---|
101 | Roller Josef | Roller Rudolf, Gußmeister |
102 | Baier Daniel, Waldarbeiter | Liebald Karl, Zimmermann |
103 | Gahler Johann, Weinhandel | Weiß Johann, Gastwirt, Stadtsekretär |
104 | Günther Daniel, Arbeiter | Günther Daniel |
105 | Rabenstein Johann, Kalkhändler | Rabenstein Hermann, Kalkhändler |
106 | Günther Johann | Höll Johann |
107 | Kreisl Johann, Arbeiter | Stütz Franz, Stricker |
108 | Pöschl Johann, Maurer | Pöschl Kajetan, Maurer |
109 | Zapf Josef | Zapf Josef |
110 | Schimm Anton, Waldarbeiter | Schimm Anton, Waldarbeiter |
111 | Lenhart Mathilde | Bruckner Josef, Malermeister |
112 | Schimm Johann, Waldarbeiter | Schimm Johann, Waldarbeiter |
113 | Pöschl Franz, Handschuhe | Pöschl Franz, Handschuhfabrikation |
114 | Loos Magdalena, Hausfrau | Loos Karl, Straßenwärter |
115 | Schmidl Johann | Schmidl Johann |
116 | Högn Johann, Arbeiter | Högn Anton, Strickmeister |
117 | Großmann, Theresia | Großmann Albin, Landwirt |
118 | Loos Anton, Pferdehändler | Pöschl Josef, Fleischerei |
119 | Zapf Ignaz, Landwirt | Zapf Anton, Maler, Schulhausmeister |
120 | Gruner Wilhelm, Gießerei | Gruner Max, Gießerei |
121 | Behr Josef | Behr Johann |
122 | Schmidt Johann | Schmidt Franz |
123 | Loos Josef, Handschuhmacher | Loos Adelheid, Hausfrau |
124 | Wirth Josef, Wagner, Handel | Wirth Josef, Wagnerei |
125 | Lenhardt Franz, Schnittwaren | Pöschl Ottokar, Handschuherzeugung |
126 | Lenhadt Ignaz, Maurer | Lenhart Marie, Hausfrau |
127 | Franek Josef, Kaufmann | Franek Karl, Kaufmann, Weinhandlung |
128 | Simon Adolf, Briefträger | Kuhn Werner, Gastwirt |
129 | Loos Berta, Hausgeräte | Loos Hans, Kaufmann, Haus- u. Küchengeräte |
130 | Bruckner Vinzenz | Bruckner Rudolf |
131 | Stütz Johann | Armann Johann |
132 | Klier Daniel, Händler | Armann Karl, Handschuhmacher |
133 | Zierold Ferdinand, Schuhmacher | Zierold Ferdinand, Schuhmacher |
134 | Liebald Anton, Spengler | Liebald Josef, Spenglerei |
135 | Prockl Adolf | Hofmann Richard, Weber b. Kannaberge |
136 | Schmidt Emil, Gastwirt | Schmidt Helene, Gastwirtin |
137 | Höll Franz | Höll Johann, Gießerei |
138 | Loos Paul, Handschuhmacher | Loos Paul, Handschuhmacher |
139 | Kreißl Franz, Händler | Heinrich Rudolf, Handschuherzeugung |
140 | Höll Johann, Maler | Baier Julie, Hausfrau |
141 | Grossmann Theresia | Seltmann Hans, Handschuhmacher |
142 | Höll Leonhard | Pöschl Alfred |
Ortsteile (nach Dr. Heribert Sturm, 1931):
Grund, Winkel, eine Gruppe von 42 Häusern. - Häuselberg, eine Gruppe von 13 Häusern. -
Höfermühle, ein Weiler von 4 Häusern. - Pöschelhäuser, Einschicht von 2 Häusern. -
Stiefmütterlberg, Einschicht von 4 Häusern. - Zieroldberg, eine Gruppe von 19 Häusern. -
Lauxmühle (ehemalige Brett- und Mahlmühle; Fleischbank, Bierschank, Bäckerei), Häusergruppe.
Ein Wappen soll Böhmisch-Wiesenthal schon 1536 anläßlich seiner Erhebung zur Stadt bekommen haben: in Rot gekreuzte (später schwarze) goldbestielte Schlegel und Bergeisen. Als Schildhalter zwei Bergknappen mit einem Schlegel über der Schulter, die gemeinsam über dem Schilde eine brennende Grubenlampe halten. |